„Drei Atemzüge Deutschland“ von Ismet Altuner
Ismet Altuner wurde am 1.Januar 1975 in einem kleinen anatolischen Dorf geboren.
„Mit einem Jahr wurde ich nach Deutschland gebracht. Hier erlebte ich meine Kindheit und Jugend. Habe hungernde Menschen gesehen, habe mich satt gegessen, habe geliebt und gehofft.
Seit meinem ersten Lebensjahr lebe ich in Hamm, doch ich habe nie meine Wurzeln verloren. Ein türkisches Sprichwort besagt, „Die Zunge hat keine Knochen“, ich schreibe um nicht zu vergessen. Ich schreibe, um die Augen der Blinden zu öffnen…,.“ (Zitat Klappentext „Drei Atemzüge Deutschland“)
Mit ca. 14 Jahren hat er begonnen zu schreiben. Lyrik türkischer Dichter hat er gelesen. Wie ist er dann zum Schreiben gekommen? „Das war einfach da,“ meint er. Er hat sich bei seinen Gedichten für die deutsche Sprache entschieden: „Sie ist besser geeignet dafür als türkisch,“ sagt er.
Auch ein zweiter Gedichtband wurde veröffentlicht: „Gedankenräume“ heißt er. Ein drittes Buch ist vollendet, das bestimmt wird von Liebesgedichten. Geplant ist nun ein Kinderbuch.
Ende der 90-er Jahre hat er in Kamen und Hamm zu Lesungen eingeladen. Auch in Zukunft wieder Lesungen durchzuführen, ist sein Ziel.
Drei Atemzüge Deutschland, ISBN 3-936128-86-3, Mein Buch, Hamburg
Gedankenräume, ISBN 3-929207-62-1, Tebbert, Münster
(Die nachfolgenden Gedichte sind entnommen aus „Drei Atemzüge Deutschland“)
Tagein, tagaus
Drehte sich ein
Kamel im Kreis
Bewegte mit
Verbundenen Augen
Ein kreischendes
Mühlenrad
Ein Mensch
Aus der Masse
Empfand Mitleid
Und befreite dieses
Eines Nachts
Unbeeindruckt
Von der Freiheit
Drehte sich das Kamel
Weiter blind im Kreis
Zukunftsträume
Jeder der eine Waffe
In den Händen hält
Sollte ein Bäumchen pflanzen
Damit die Kinder später einmal sagen
Mord und Totschlag
Haben uns diesen Wald beschert
Und sie sollen Kirschen pflücken
Klettern auf den Ästen
Schutz vor dem Regen
Und Schatten an sonnigen Tagen finden
Liebeslied
Hab heute an dich gedacht
An diesem kalten trüben Tag
Habe mir Gedanken gemacht
Wie gern ich bei dir sein mag
Ich habe dein Bild gemalt
An leere kalte Wände
Bin noch ein Kind halt
In den Pranken der Sünde
Ich habe diese Nacht geträumt
Du kämst nie wieder
Habe mir Fehler eingeräumt
Immer und immer wieder
War nicht Vieles leicht mit mir
Ich gestehe ein
Doch heute sag ich dir
Will in deiner Nähe sein
Dich küssen und umarmen
Hingebungsvoll und lüstern
Mit dir, uralten Damen
Geschichten ins Ohr flüstern
Dichter im Exil
Ihre Gedichte sind in
Vierzig Sprachen übersetzt
Nur in ihrer Heimat
Sind sie verboten
Man will sie hängen
Ihnen ihre Hände brechen
Denn die Wahrheit
Blendet die Augen der Lügner
Ihre Gedichte erzählen von Liebe
Die Freiheit findet man in ihnen
Doch das Regime unterdrückt Freiheit
Und zensiert Gedanken
Mein Volk
Während ein Teil
Meines Volkes hungert
Und frierend
Kalte Nächte übersteht
Stoßen andere in
Sheraton und Hilton Hotels
Ihre Sektgläser an
Und lachen und tanzen
Bis zum Morgengrauen
Wo bleibt hier die Moral
Und wo die Gerechtigkeit
Während ein Teil
Meines Volkes hungert
Und frierend
Kalte Nächte übersteht
Fressen andere in
Wohltemperierten Restaurants
Ihre Bäuche voll
Und furzen und ficken
Bis zum Ersticken
Wo bleibt hier die Moral
Und wo die Gerechtigkeit
Copyright Ismet Altuner